7. Etappe (Samstag, 13. Mai 2006)
Route: Von Tucumcari, NM nach Albuquerque, NM
Entfernung: ca. 290 km (Tucumcari-Taos ca. 410 km)
Ziel: Fairfield Inn, 1760 Menaul Road Northeast, Albuquerque, NM 87102, Tel: 505-889-4000, Website
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Die ursprünglich geplante Tour sollte heute von Tucumcari, NM bis Albuquerque, NM sein aber ich habe mich entschlossen, weil es auch Wochenende ist, doch gleich nach Sante Fe und Taos zu fahren. Diese Entscheidung traf ich erst während meiner Tour. Lisa, eine Freundin von Rhonda, hatte mir vorgeschlagen, doch samstags gleich nach Taos, NM zu kommen wo sie wohnt. Also fahre ich morgens früh los auf die I-40 (Route 66) um nach ca. 100km rechts auf die US-84 abzubiegen, nach Norden Richtung Las Vegas, NM. Nach ca. 70km (vor Las Vegas, NM) folgt ein Abzweig, ich fahre links nach Sante Fé.
Genau in diesem Abzweig gibt es eine große Tankstelle, Zeit um das Auto zu betanken und eine Pause einzulegen.
Es geht durch hügeliges Gebiet, mit Bäumen und kleinen Schluchten, gelegentlich Hütten. Es wirkt sehr idyllisch wie in den Voralpen nur Menschen oder Siedlungen sieht man kaum. Aber landschaftlich eine Abwechslung zu den letzten Tagen in den Staled Planes, diese unendlichen Ebenen.
In Sante Fe will ich erstmal durchfahren, am morgigen Sonntag will ich da einen Stopp machen. Ich werde gleich rechts am Ortseingang von einem Sante Fe Railroad Train begrüßt, jene legendären Züge, die man auch bei uns von Wild-West-Filmen kennt. Und Santa Fe (die Hauptstadt von New Mexico auf ca. 2000m Höhe) weist ein ganz anderes Stadtbild auf als sonst in den USA. Der ein- bis dreistöckige, von der Pueblokultur inspirierte Adobestil fällt sofort ins Auge. Es ist ein ganz anderes Amerika.
Es geht weiter durch Wälder und hügelige Landschaft - am Horizont tauchen die ersten Gebirgsketten auf - die Rocky Mountains. An Straßennamen und Ortsbezeichnungen ist der spanische Einfluss überall deutlich und auch eine deutliche Assoziation mit der Indianerkultur. Das alles fasziniert.
Weitere 100km muss ich fahren, bis ich in einer eher kargen Landschaft eine kleine Siedlung erkenne, Taos, NM.
Alle Häuser im Ortskern bestehen aus diesen kleinen Häusern im Adobestil und ich fühle sofort, dass dies hier ein Ort für Aussteiger und Künstler ist. Ich treffe mich mit Lisa im "Wired Cyber Coffee Cafe", wo wir bei Kaffee und kleinen Snacks erstmal relaxen.
Dann nehme ich Platz in ihrem Landcruiser und es geht zuerst zu den Taos Pueblo, Weltkulturerbe. Zum Fotografieren muss man vorher Geld bezahlen, eine Einnahmequelle für die "native Americans", die dort auch ihren Schmuck verkaufen. Welch imposante Bauwerke, ich könnte Stunden da verbringen und die Geschichte dieser Ureinwohner studieren. Auch Robert Mirabal, ein indianischer Musiker und Künstler, lebt dort. Leider war er an diesem Tag nicht zu hause, aber es ist hochinteressant, all seine künstlerischen Ausdrucksformen zu bestaunen.
Ein paar Häuser weiter verkaufen Bewohner ihren wundernschönen indianischen Schmuck wie Halsketten (=neckless) und natürlich ist das ein ideales Mitbringsel.
Nach dem Besuch der Pueblos fahren wir an einer riesigen Buffalo-Herde vorbei zur Rio Grande Bridge, die die Schlucht überspannt. Es soll die Brücke sein, die Peter Fonda und Dennis Hopper im "Easy Rider Film" passiert haben. Ob das stimmt weiss ich nicht genau aber beim Blick in die Tiefe wird mir schier schlecht. Bilder können nicht zeigen, wie tief diese Schlucht ist. Ein Teil von "Easy Rider" wurden in Taos und Umgebung gedreht.
Gegen Abend gehen wir erstmal Essen, nicht typisch amerikanisch sondern eher alternativ. Ein schnuckeliges Restaurant wo es u.a. große Salatteller mit Putenstreifen gibt - alles nicht typisch für USA und ich höre mich mehrmals sagen - this is not America und Lisa muss schmunzeln.
An dem Samstag Abend ist Bluegrass Music angesagt in einer kleinen Stadthalle, leider kaum besucht und ich treffe durch Zufall eine Deutsche, die dort lebt und in einer Waldorf-Schule arbeitet. Als wir uns unterhalten merke ich, dass sie den gleichen deutschen Akzent hat wie ich und ich erfahre, dass sie in einem Nachbarort von mir aufgewachsen ist. So klein ist die Welt.
Später fahren wir alle zusammen, ein Amerikaner aus Rhode Island hatte sich mittlerweile auch zu uns gesellt, in einen Bluesschuppen, wo eine Band aus Albuquerque spielt - Lisa empfiehlt mir später, nicht noch am selben Abend nach Albuquerque zurrück zu fahren, da viele an solchen Tagen nachts betrunken Autofahren - sie bietet mir, gastfreundlich wie Amerikaner sind, einfach ihr Atelier zum Übernachten an - sie selbst wohnt mit ihrer Familie ein paar Straßen weiter in Taos.
Ein langer Tag geht zu Ende und mit der Silhouette der Rocky Mountains fallen mir schnell die Augen zu.
Nachtrag zu Taos, NM - es gäbe so viel darüber zu erzählen, zum ersten Mal fühlte ich in eine völlig fremde faszinierende Kultur einzutauchen. "Discover the diversity" heisst es auf einem Schild am Taos Plaza - dem zentralen Platz in Taos. Entdecke die Vielfalt - wenn es einen Ort gibt in USA, der so völlig anders ist, der verzaubert, dann ist es Taos, NM. Ich hätte da Tage bleiben können um ein wenig einzutauchen in dieses fremdartige so völlig untypische Amerika. Die Faszination, die von Taos ausgeht, hat wohl auch viele amerikanische Persönlichkeiten angezogen - Julia Roberts soll da eine Ranch haben, Dennis Hopper hat da gelebt und auch Donald Rumsfeld, ehemaliger Außenminister der USA, soll dort leben (nahe Valdez).
Der Plaza in Taos wird umspannt von lauter kleinen Geschäften, wo man noch richtig das Handwerk großschreibt - vom Hut bis zur gehäkelten Tischdecke, vom selbst gemachten Schmuck oder einem originalen Dreamcatcher - jeder Tourist findet dort etwas in geschmackvoll aufgemachten kleinen Gift-Shops - fernab von jeglichem Kitsch, den man sonst zu kaufen bekommt.
Im Hinterland von Taos gibt es übrigens ein herrliches Skigebiet und Thomas Schulze, ein Deutscher aus Bayern hat dort eine herrliche Berghütte nach bayerischen Vorbild erbaut, wo Julia Roberts Stammgast ist. Bavarian Chalets - in Taos, NM ist eben alles anders, faszinierend, vielseitig, exotisch, fremdartig oder wie ich oft an diesem Tag sagte - THIS IS NOT AMERICA.
Wer Taos näher kennenlernen will, kann in einer Internet-Suchmaschine einfach Taos New Mexico eingeben, es gibt eine Menge zu entdecken über dieses faszinierende Fleckchen Erde.
Sonntag, 14. Mai 2006
Route: Von Taos, NM nach Albuquerque, NM
Entfernung: ca. 500 km
Ziel: Fairfield Inn, 1760 Menaul Road Northeast, Albuquerque, NM 87102, Tel: 505-889-4000, Website
Es ist Sonntag und ich wache auf mit einer aufgehenden Sonne hinter den Rocky Mountains - aufbrechen will ich ja nicht, es gibt soviel in Taos noch zu erkunden aber ich muss weiter...wenn es einen Ort gibt, wo ich gerne länger geblieben wäre, dann ist das Taos, NM.
Ich mache mir schnell ein Tasse Kaffee, danach kommt auch schon Lisa gefahren und wir müssen uns verabschieden. Sie gibt mir noch den Tipp, nach Sky City zu fahren, ich bedanke mich für ihre Gastfreundschaft (hospitality) und gebe ihr eine Halskette dafür (neckless) und breche auf Richtung Albuquerque.
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Natürlich mache ich auf der Rückfahrt einen Stopp in Santa Fe aber Lisa hatte mich schon gewarnt - es wird ziemlich voll sein, denn es ist Muttertag und da machen nahezu alle Amerikaner mit der ganzen Familie einen Tagesausflug.
Nur mit Mühe kann ich einen Parkplatz ergattern mit engen Parklücken und marschiere etwas in die City, um auf jeden Fall den Palace of the Governors zu suchen, denn dort dürfen die Indianer laut einer neuen Gesetzgebung ihren Schmuck und Kunstgegenstände verkaufen. Das war nicht immer so - überhaupt spüre ich mehr und mehr, dass ich nicht nur in den USA bin sondern auch in Indianergebiet.
Aber irgendwie ist die Stadt heute unruhig und mich erschleicht das Gefühl, dass die Weißen heute das Kommando haben, denn es ist überall sehr laut. Mit Sicherheit hat Santa Fe auch viel zu bieten aber mir läuft die Zeit davon, schnell noch etwas Essen und Trinken im Starbucks Cafe und dann geht es zurück Richtung Albuquerque.
Nach ca. 100km treffe ich dort ein und fahre gleich weiter zu den Isleta Pueblo, ein Tipp, den ich von meinem Reiseführer bekommen habe. Isleta Pueblo ist flächenmäßig der größte Pueblo im Südwesten von New Mexico. An der Kirche San Antonio de la Isleta mache ich kurz halt, ich glaube ich durfte nicht fotografieren, eine alte Missionskirche aus ca 1620 n. Chr., die mehrmals um- und ausgebaut wurde.
Weiter geht es über kleine Route 66 Strecken wieder nach Albuquerque auf die I-40 und dann links gen Westen Richtung Sky City, zu den Acoma People, ein weiterer Pueblo-Indianerstamm. Sie leben auf einem etwa 120m hohen Tafelberg. Bereits vorher ist aber Schluss mit Autofahren, an einem Parkplatz muss man parken und dann eine Eintrittskarte lösen plus einem Kamera-Gebühr, damit man auch ein paar Motive festhalten kann.
Die Touristen werden darauf hingewiesen, die Regeln in diesem Gebiet einzuhalten und streng dem Tourguide (der die Gruppe führt) zu folgen. Mir wird langsam bewusst, hier herrschen andere Regeln und man muss die Gesetze der Ureinwohner der USA anerkennen und den Lebensstil schätzen. Die Indianer haben über viele Jahrzehnte mehr und mehr Rechte zurückerhalten, die ihnen der Weiße Mann seit der Eroberung der USA genommen hatte.
Eine sehr nette und bisweilen gar lustige ältere Frau führt die Gruppe an, nachdem wir mit einem Bus auf diesen Tafelberg gebracht wurden. Alles ist hier in Indianerhand. Sie erzählt die lange Geschichte der Kriege, die ihr Volk durchleiden musste, über die spanischen Eroberer etc.; trotzdem wundert mich der christliche Einfluss, es gibt einen Friedhof mit Kreuzen, die teilweise aber umgefallen sind und eine Kirche. Beides dürfen wir aber nicht fotografieren. Die Kirche wirkt im Innern sehr bunt, viele indianische Muster, ein schlichter Altar und keine Bänke. Die Menschen setzen sich in der Kirche wohl mit Decken auf den Boden. Dann gibt es einen Rundgang durch das Dorf und man erklärt uns, wie die Häuser gebaut sind, die Treppen fast immer außen - in den Häusern leben Menschen, die Decken, Schmuck, Vasen und allerlei Töpferware anbieten. Ich erhielt vor Beginn der Tour auch ein Begleitschreiben in Englisch und bin froh, dort auch einige Male nachlesen zu können, da ich den Guide nicht immer verstehe. Aber John Wayne war als Besucher da sagte sie und Tina Turner usw.
Nach der Tour werden wir wieder nach unten gefahren, es gibt auch einen steilen Weg nach unten, den wir Weiße aber keinesfalls gehen sollten, so scherzt die Frau. Unten angekommen verbringe ich noch eine Weile im Tourist Center, da gibt es jede Menge sehr wertvolle Kunstgegenstände zu besichtigen und auch zu kaufen. Mich fasziniert diese für mich fremdartige Kultur. Nach einer langen Pause, man muss all die vielen Eindrücke erstmal verarbeiten, fahre ich am späten Nachmittag zurück nach Albuquerque in das Hotel, wo ich eigentlich am Vortag schon residieren sollte. Ich hatte aber angerufen und gesagt, dass ich nur Sonntags dort übernachte.
Da ich tagsüber einige Pausen mit Essbarem gemacht hatte, entschließe ich mich nicht mehr Essen zu gehen - ich bin von diesem Wochenende sehr müde, eine erfrischende Dusche, die Beine vertreten auf dem Hotelgelände, dann im Zimmer all die Eindrücke niederschreiben und etwas im Internet surfen, um mehr über die Acoma People zu erfahren...schon bald stellt sich Bettschwere ein und ich schlafe in einem sehr bequemen Bett bald ein.
An diesem Tage bin ich wieder 500km gefahren, mir war es nicht bewusst, aber langsam begreife ich, WIE groß dieses Land ist. Und ich bin immer noch in New Mexico. Dieser Bundestaat ist etwa so groß wie Deutschland aber es leben nur etwa 2 Millionen Menschen dort. Und es ist ein verzaubertes Land - The land of Enchantment - mich hat es ganz und gar verzaubert.
Hier noch ein paar nützliche Links zum Studieren und Lesen:
http://www.acomaskycity.org/
http://sccc.acomaskycity.org/
http://de.wikipedia.org/wiki/Acoma
http://www.skycity.com/alpha.html
http://indianpueblo.org/
http://www.puebloofacoma.org/
http://www.welt.de/reise/Acoma-Pueblo-die-felsige-Sky-City-der-Indianer.html